PM: Landkreis Mittelsachsen versagt bei menschenwürdiger Unterbringung

Pressemitteilung des Sächsischen Flüchtlingsrats e.V.

In einem offenen Brief haben Geflüchtete aus Rossau ihre Unterbringung kritisiert

Landkreis Mittelsachsen versagt bei menschenwürdiger Unterbringung

Gestern wandten sich in der Gemeinschaftsunterkunft Rossau untergebrachte Geflüchtete in einem Brief an die Öffentlichkeit. Der Sächsische Flüchtlingsrat e.V. leitete diesen Brief an das Staatsministerium des Inneren, den Landrat Mittelsachsens, Matthias Damm, die Ausländerbehörde Freiberg sowie über seinen Presseverteiler weiter. Dezentrale Unterbringung und verbindliche Standards für Gemeinschaftsunterkünfte müssen die Folge sein.

In der Gemeinde Rossau läuft etwas fundamental schief. 70 Geflüchtete hat der Landkreis Mittelsachsen dort in einer Fabrikhalle untergebracht und das unter Bedingungen, die nur als menschenunwürdig zu bezeichnen sind. Das sollte das Sächsische Staatsministerium des Inneren auch so sehen – zumindest, wenn es seine Verwaltungsvorschrift über Art, Größe und Ausstattung von Gemeinschaftsunterkünften vom 26. Juni 2009 ernst nimmt. Doch scheinen sich Landkreis sowie das der Kommune zu 66 Prozent gehörende, die Unterkunft betreibende Unternehmen GSQ nicht um derartige Standards zu scheren. Die Verantwortlichen scheinen nach dem Prinzip „Hauptsache ein Dach über dem Kopf“ zu verfahren. Warum der Landkreis Mittelsachsen die Geflüchteten, die mehrheitlich das Asylverfahren durchlaufen haben, überhaupt in einer solchen Gemeinschaftsunterkunft unterbringt und nicht dezentral, ist nicht die einzige offene Frage, die sich hier stellt.

Essen, Schlafen, Waschen – Grundbedürfnisse werden massiv eingeschränkt

Denn die Menschen in der Unterkunft können weder ihre Lebensmittel kühlen, noch können sie diese selber zubereiten, Kochgelegenheiten sind keine vorhanden. Beides sieht aber die Verwaltungsvorschrift vor. Sicherlich braucht es diese Vorschrift auch gar nicht, um zu begreifen, dass Menschen gern selbst entscheiden, was sie essen möchten und wann sie dies tun wollen. Gleichzeitig haben einige der Bewohner*innen seit Tagen nicht oder nur schlecht geschlafen. Während Kranke wenigstens auf Feldbetten die Nacht verbringen können, schläft die große Mehrheit der in Rossau untergebrachten Menschen auf Decken als einzigen Schutz vor dem Hallenboden. Menschen mit gravierenden Rückenproblemen sehen sich ernsthaften Schmerzen ausgesetzt obwohl auch das Innenministerium schreibt, dass Schlafgelegenheiten orthopädischen Mindeststandards genügen sollten. Es fehlt an abschließbaren Schränken für Wert- und Privatsachen, genauso wie am vorgesehenen Krankenzimmer. Eine Frau, der ärztlich Ruhe verordnet wurde, findet in der lauten Halle während der Nacht keinen Schlaf, von Genesung kann keine Rede sein. Auch der Schutz vor Sonneneinstrahlung ist ungenügend, während der heißen Temperaturen der vergangenen Wochen muss sich die Halle auf ein nahezu unerträgliches Ausmaß erhitzt haben. Die Sanitäranlagen befinden sich in einem katastrophalen Zustand. Flüssigkeit bedeckt den Boden, in Toiletten und Duschen sammeln sich Fäkalien, es stinkt – keine Überraschung wenn 70 Menschen in einer Halle untergebracht sind und der Reinigungsdienst nur sporadisch vorbeischaut. In der Folge schwirren Fliegen durch die Halle, direkt vom Sanitärbereich zu den offen stehenden, ungekühlten Nahrungsmitteln.

Dezentrale Unterbringung und verbindliche Standards

Freistaat und Landkreise müssen sich unbedingt am Konzept der dezentralen Unterbringung orientieren. Dringend benötigen Gemeinschaftsunterkünfte aber auch verbindliche, einklagbare Standards. Eine einfache Verwaltungsvorschrift kann dies nicht leisten. Das zeigt der von Verzweiflung zeugende Brief der Geflüchteten in Rossau. Die Verantwortlichen ignorieren in Rossau jegliche Grundsätze einer menschenwürdigen Unterbringung. Wenige Wochen Aufenthalt in der Unterkunft haben bei den Bewohner*innen zu kompletter Resignation geführt. Wohnen und Leben in Würde bedeuten eben mehr als nur „ein Dach über dem Kopf“ zu haben.

Kontakt:

Sächsischer Flüchtlingsrat e.V.
Öffentlichkeitsarbeit
Dammweg 5
01097 Dresden
Tel.: 0351 / 33 22 52 35

Brief der Geflüchteten aus Rossau:

 

وبعد إلى أين

هذا هو حال الناس في ألمانيا فبعد انتظار دام سبعة أو ثمانية أشهر في مركز الإيواء وأغلبيتهم من العائلات التي لديها أطفال يأتي الترانسفيروهو أملهم الوحيد للاستقرار فإما الذهاب إلى بيت أو إلى شقة أو فندق ريثما يجدون منزلاً لهم ولكن تلاشت أمل العائلات والأطفال عند قدومهم إلى مصنع فلا بيت ولا فندق ولا شقة كما كانوا يتأملون فتحطمت نفسياتهم وأصابتهم الكأبة والحزن فهم في هايم قد نصبت فيه الخيم ووضعت فيه الأسّرة بداخلها وهذا هو سكننا الجديد. الطعام سيء جداً وغالباً ما يرمى في القمامة وإننا لا نستطيع أن نصنع الطعام بنفسنا فلا يوجد مطبخ في هذا الكامب والأطفال يريدون أن يأكلون ما يشتهون ولكنهم لا يستطيعون. والتواليت والحمامات هي جماعية وغير نظيفة فالبعض يرمي محارم التواليت في الأرض والذين يشرفون على التنظيف لا يقومون بالتنظيف كما يجب ويتركون المحارم ملاقاة كما هي . وكثير من العائلات بحاجة إلى رعاية صحية فالبعض مريض وبحاجة إلى راحة نفسية وهدوء فهذا الهايم مليء بالضجة والصراخ فلا يوجد هدوء ولا يوجد اهتمام بهم . وهناك عائلات لديها اطفال بحاجة إلى رعاية لهم وتأمين لهم أماكن للعب والمرح معهم وتعليمهم اللغة التي هي اساس كل شيء والاطفال بحاجة الى مدارس وبحاجة الى راحة نفسية وهدوء فلا يوجد أحد يسأل عنا ويساعدنا في إيجاد بيوت أو يستفسر لنا عن ماذا نريد فبعض منا مازال سبعة او ثمانية اشهر في الهايامات والكامبات واذا كان احد منا معه اقامة فيقولون له ابحث عن منزل ونحن لانعرف اللغة ولا أحد في هذا البلد ولا نجيد اللغة من اجل التحدث مع الناس

نرجو من المعنيين بان ينظروا إلى هذه الشكوى ويساعدونا ونشكركم لتعاملكم معنا

Übersetzung:

Offener Brief der in der Gemeinschaftsunterkunft Rossau untergebrachten Geflüchteten

an: Pressestelle des Staatsministerium des Inneren, Stabsstelle Ausländer- und Asylangelegenheiten des Landkreises Mittelsachsen (Ausländerbehörde), Presseverteiler des Sächsischen Flüchtlingsrats e.V.

Und danach – wohin?

Das ist die Situation von den Geflüchteten in Deutschland: nachdem man sieben oder acht Monate in Geflüchtetenunterkünften wartet – die meisten von uns sind Familien mit Kindern – wird man in die nächste Unterkunft transferiert. Ein Transfer bedeutet immer wieder neue Hoffnung auf Beständigkeit.

Wir hatten gedacht, dass wir in ein Haus, eine Wohnung oder zumindest in ein Hotel transferiert werden. Doch diese Hoffnung unserer Familien und Kinder ist nicht erfüllt worden, wir fanden uns in einer Fabrikhalle wieder. In der Fabrikhalle stehen Zelte, die jetzt unsere Wohnungen sind. Die Familien sind sehr deprimiert. Das Essen ist gar nicht gut und meistens schmeißen es die Leute weg. Kochen können wir hier auch nicht denn es gibt keine Küche, viele Kinder möchten das essen, was sie mögen, doch sie können nicht. Die Toiletten und Duschen werden gemeinsam genutzt. Meistens sind sie nicht gereinigt, weil viele Menschen sie nutzen. Wenn Reinigungskräfte kommen, dann putzen sie nur ungenügend. Viele Familien hier brauchen gesundheitliche Fürsorge denn viele hier sind krank. Viele brauchen Ruhe doch ist es in solchen Unterkünften so laut, dass Schlafen unmöglich ist. Niemand hier sorgt dafür, dass die Ruhe eingehalten wird. Viele Familien haben Kinder, die besondere Versorgung brauchen und auch Spielplätze benötigen. Außerdem wollen sie in die Schule gehen, auch um überhaupt die deutsche Sprache zu lernen. Aber auch darum kümmert sich niemand.

Nach sieben oder acht Monaten in solchen Heimen bekommt man einen Aufenthaltstitel mit dem man nach einer Wohnung suchen kann. Aber sie sagen uns immer: „Geht und sucht allein nach einer Wohnung.“ Doch beherrschen wir nicht die deutsche Sprache und wir kennen niemanden in diesem Land. Wir können nicht kommunizieren. Wir hoffen, dass die Leute, die unseren Brief lesen uns helfen, diese Situation für uns zu lösen. Wir danken Ihnen in jedem Fall!

Mohammed Osse
Barzah Osse
Saben Osse
Srun Osse
Sarwar Osse
Sivez Osse
Hassen Osse
Sahran Mohammad Almohamad
Abdulkarem Almohamad
Mahmod Almohamad
Zahia Elesmael
Zaim Almohamad
Ayan Hussein
Jihad Hussein
Juan Hussein
Ronida Hussein
Diluana Hussein
Ivana Hussein
Mohammad Qadi
Samer Qadi
Mohamad Majd Qadi
Khadia Khadour Alahamad
Mohammad Alkhatib
Wal Alkhatib
Roa Hago
Raneem Aziz
Khaled Aziz

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