Beim Abschiebeversuch des volljährigen Mazyar A. in den Irak am 27. November, trifft die Polizei auch dessen restliche Familienmitglieder in der Wohnung an. Trotz beidseitiger Irritation beharrten die Beamten auf der Rechtmäßigkeit des Vorgangs und bringen den Heranwachsenden zum Flughafen in Berlin. Der Vollzug der Abschiebung wird im letzten Moment verhindert, nun soll Mazyar A. in Abschiebehaft und anschließend abgeschoben werden.
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Dresden, 29.11.2023

 

18-Jähriger sollte ohne Familie in den Irak: Versuchte Familientrennung bei Abschiebung aus Freiberg

 

Beim Abschiebeversuch des volljährigen Mazyar A. in den Irak am 27. November, trifft die Polizei auch dessen restliche Familienmitglieder in der Wohnung an. Trotz beidseitiger Irritation beharrten die Beamten auf der Rechtmäßigkeit des Vorgangs und bringen den Heranwachsenden zum Flughafen in Berlin. Der Vollzug der Abschiebung wird im letzten Moment verhindert, nun soll Mazyar A. in Abschiebehaft und anschließend abgeschoben werden.

 

Am Montag wurde die irakische Familie A. aus Freiberg in den frühen Morgenstunden von der Polizei überrascht. Anwesend waren die Mutter, ihre beiden Töchter sowie die drei Söhne. Umso größer war der Schock als die Polizei von Abschiebung sprach und dann nur ihren Sohn Mazyar A. in Gewahrsam nahm. Dieser wurde erst in diesem Jahr volljährig und sollte nun von der Familie getrennt werden. Der ältere Bruder Ahmad A. sagt: „Wir waren geschockt, als mein kleiner Bruder verhaftet wurde. Nach einer Abschiebung in den Irak wäre er allein kaum überlebensfähig – er hat dort keinerlei Familie mehr, da wir alle im Ausland leben.“

Polizei überrascht von restlicher Familie

 

Beim Anblick der Familie A. waren laut Aussagen des großen Bruders auch die anwesenden Polizisten irritiert, da diese nicht damit rechneten eine mehrköpfige Familie vorzufinden. Die Mutter von Mazyar A. macht sich große Sorgen um ihr Kind: „Sie sagten, dass sie nicht wussten, dass wir eine komplette Familie sind. Trotzdem hätten sie den Auftrag Mazyar abzuschieben und könnten daran nichts ändern. Bis heute wissen wir nicht genau, wo er sich aufhält und wie wir Kontakt zu ihm aufbauen können.“ Laut Anwältin wird Mazyar A. bald in Abschiebehaft überführt und könnte am 12. Dezember abgeschoben werden.

 

Bei Mazyar A. handelt es sich um einen Heranwachsenden, der keinerlei Straftaten begangen hatte, bereits ein B2-Zertifikat der deutschen Sprache besitzt, hier einen Schulabschluss anstrebt und dennoch in den Irak abgeschoben werden sollte. „Mal wieder ist der Betroffene kein sogenannter „Gefährder“, sondern eine Person, die durch Abschiebung gefährdet wird. Das der Irak nicht sicher ist, weiß auch das Auswärtige Amt und rät deswegen von Reisen in das instabile Land ab. Mit diesem Wissen einen geradeso Volljährigen von der Familie zu trennen und ihn allein in solch ein gefährliches Land abzuschieben ist unverantwortlich.“, kritisiert Dave Schmidtke vom Sächsischen Flüchtlingsrat.


Abschiebungen nicht um jeden Preis - Irak bleibt unsicher!

 

Schmidtke weiter: „Dies scheint also der neue Ton in der Abschiebepolitik zu sein: selbst von Korruption, Milizen-Gewalt und politischer Krise betroffene Staaten wie der Irak werden als „sicher“ erklärt, um endlich um jeden Preis „Im großen Stil mehr abschieben“ zu können. Diese Entwicklung ist nur möglich, weil hierzulande kaum mehr über die Realität von Ländern wie dem Irak und Fluchtursachen gesprochen wird“, so Schmidtke weiter.

 

Rechte und eindimensionale Debatten über Abschottung und Abschiebung führten dazu, dass kaum Wissen darüber besteht, welche politischen Unruhen den Irak - gerade nach der sogenannten „Oktoberrevolution“ im Jahr 2020 - noch immer prägen. „Es gibt keine staatliche Einrichtung, die uns schützen kann. Im Irak werden fast alle Probleme noch immer über Geld und Einfluss geregelt. Wenn du der Polizei 10.000 Dollar gibst, dann kann sie dich vielleicht schützen, ansonsten besteht kein Interesse.“, berichtet Mazyars älterer Bruder Ahmed A.

 

Auch wenn Mazyar A. in diesem Jahr volljährig wurde, ist der Versuch einer Trennung von der Kernfamilie offensichtlich. Deswegen fordern wir, dass der Betroffene schnellstmöglich aus der Haft entlassen wird und zu seiner Familie kann. Außerdem lehnen wir Abschiebungen, insbesondere in seit Jahren von Krieg und Krisen gezeichnete Länder wie den Irak, insgesamt ab!

Kontakt:
Sächsischer Flüchtlingsrat e.V.
– Dave Schmidtke
Mail: pr@sfrev.de
Telefon:
0176 427 286 23

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