Bleiberecht für langzeitgeduldete Menschen: Modellprojekt „Perspektive Bleiberecht Dresden“ zieht erfolgreiche Zwischenbilanz

Seit März 2024 unterstützt das Modellprojekt „Perspektive Bleiberecht Dresden“ langzeitgeduldete Menschen auf ihrem Weg zu einem sicheren Aufenthalt. Die Halbzeitbilanz zeigt: Das gemeinsame Projekt des Sächsischen Flüchtlingsrats e.V. und der Ausländerbehörde der Landeshauptstadt Dresden ist zu einer festen Anlaufstelle für Bleiberechtsfragen geworden – und wird zunehmend von Geflüchteten, Arbeitgeberinnen und Unterstützerinnen in Anspruch genommen.

In Dresden leben viele Menschen jahrelang mit einer Duldung. Sie sind längst Teil der Stadtgesellschaft, dennoch bleibt ihr Aufenthaltsstatus unsicher. Zwar existieren genau für diesen Personenkreis Optionen auf Bleiberecht im Aufenthaltsgesetz, aber deren Umsetzung wird häufig durch rechtliche und strukturelle Hürden erschwert. Hier setzt „Perspektive Bleiberecht Dresden“ an: Das Projekt berät Betroffene, entwickelt konkrete Bleiberechtsperspektiven und trägt so zur Entlastung der Ausländerbehörde bei. Ziel ist es, die Zahl der Langzeitduldungen nachhaltig zu verringern. Das Vorhaben ist im Aktionsplan Integration 2022–2026 der Landeshauptstadt verankert.

Bis Ende Juni 2025 wurden im Rahmen des Projekts insgesamt 567 Erst- und Folgeberatungen durchgeführt. Ratsuchende kamen aus 29 Herkunftsländern, am häufigsten aus der Russischen Föderation, Tunesien, Irak, Pakistan, Guinea, Afghanistan, Libanon, Libyen, Georgien sowie staatenlose Personen, zumeist Palästinenser*innen. Zunehmend erreichten das Projekt auch Anfragen von ehrenamtlichen Begleiter*innen, Arbeitgebenden, Sozialarbeiter*innen und medizinischen Einrichtungen.

Projektleiterin Dr. Ramona Sickert zieht ein positives Zwischenfazit:
„Wenn sich Akteure aus Zivilgesellschaft und Verwaltung übergreifend miteinander vernetzen und im Sinne der Betroffenen eng zusammenarbeiten, kann Integration gelingen. Gerade in Zeiten zunehmend polarisierter Debatten über Migrationspolitik und lauter werdender Forderungen nach schnelleren Abschiebungen setzen wir ein Zeichen und zeigen konkrete Wege zu einer sicheren Bleibeperspektive für geduldete Menschen auf.“

Angela Müller, Geschäftsführerin des Sächsischen Flüchtlingsrats e.V., ergänzt:
„Wir freuen uns sehr, dass wir als Verein die Möglichkeit haben, dieses Modellprojekt gemeinsam mit der Stadt umzusetzen. Dank unserer langjährigen Beratungserfahrung kennen wir die Herausforderungen auf dem Weg zum Bleiberecht sehr genau – und können die Betroffenen gezielt und wirksam unterstützen.“

Die Leiterin der Ausländerbehörde Dresden, Denise Gräfe, betont: „Durch die Übernahme der Beratungen für langzeitgeduldete Ausländer ist in Dresden eine stabile Beratungsstruktur entstanden, die Menschen auf ihrem Weg zu einer dauerhaften Bleibeperspektive begleitet. Die enge Zusammenarbeit der beteiligten Institutionen unterstreicht das gemeinsame Engagement für Integration, Teilhabe und Verantwortung.“

Für seine innovative Zusammenarbeit zwischen Verwaltung und Zivilgesellschaft wurde das Projekt in diesem Jahr mit dem „Bewährt vor Ort“-Siegel in der Kategorie „Gutes Ankommen und gesellschaftliche Teilhabe“ ausgezeichnet. Der Preis wird vom Deutschen Städte- und Gemeindebund und von Re:Form an herausragende kommunale Innovationen verliehen.

Die Auszeichnung wird als Signal verstanden, dass der Ansatz weitergetragen werden sollte – über Dresden hinaus. Der Sächsische Flüchtlingsrat und die Landeshauptstadt Dresden hoffen gemeinsam, dass dieses bundesweite Echo den Weg für eine Verstetigung des Projektes und ähnliche Initiativen in anderen Kommunen ebnet.

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