“No more camps, we want homes!”: Neue Broschüre enthüllt gravierende Missstände in sächsischen Erstaufnahmeeinrichtungen und fordert politische Kehrtwende

In Sachsen leben tausende Geflüchtete in insgesamt 16 Erstaufnahmeeinrichtungen, deren Bewohner:innen von fehlender Privatsphäre, hygienischen Missständen und mangelnder medizinischer Versorgung berichten. Trotz schockierender Einzelberichte bleibt die Öffentlichkeit über die tatsächlichen Lebensbedingungen in diesen Einrichtungen weitgehend im Dunkeln. Der Sächsische Flüchtlingsrat und die Seebrücke Dresden wollen nun mit einer Broschüre die Zustände in diesen Einrichtungen näher beleuchten.

Die Broschüre “No more camps, we want homes!” untersucht die Lebens- und Arbeitsbedingungen in sächsischen Erstaufnahmeeinrichtungen. Basierend auf qualitativen Interviews mit Bewohner:innen und Mitarbeitenden behandelt sie Themen wie Lage, Verpflegung, Security und soziale Betreuung. Abschließend formuliert die Redaktion 14 klare Forderungen an die Politik, darunter die Abschaffung von Sammelunterkünften zugunsten dezentraler Wohnlösungen.

Missstände in Stichworten

Sophie Zimdars von der Redaktion erklärt: “Die Unterbringung in den Erstaufnahmeeinrichtungen verhindert Integration und Teilhabe. Statt Menschen zu stärken, werden sie isoliert und von der Gesellschaft ausgeschlossen. Unsere Broschüre macht diese Problematik sichtbar und zeigt die weitreichenden Folgen auf – sowohl für Geflüchtete als auch für die Gesellschaft insgesamt.”

Lars Kleyda von der Redaktion hebt einige wichtige Stichworte hervor, die auf die Ursachen vieler Probleme in den Einrichtungen hinweisen: Privatisierung und profitorientierte Betreuung, feindselige Abschottung, mangelnde Kontrolle und wenig Rücksicht auf die Rechte der Untergebrachten, z.B. auf Privatsphäre oder Grundversorgung.

Soziale Vernunft statt bewusster Abschreckung

Die Broschüre fasst auf 72 Seiten die konkreten Probleme und Wünsche der Bewohner:innen und Beschäftigten der Einrichtungen zusammen. Die Redaktion fordert nicht nur grundsätzliche Verbesserungen für Bewohner:innen und Mitarbeitende, sondern auch einen radikalen Perspektivwechsel hin zu dezentralen Lösungen, die auf sozialer Vernunft basieren statt auf bewusste Abschreckung.

Osman Oğuz vom Sächsischen Flüchtlingsrat hebt hervor, wie die Broschüre die Sprachlosigkeit der Bewohner:innen der Einrichtungen durchbricht: “Bewohner:innen wird selten gezeigt, wie sie ihre Rechte einfordern oder Missstände melden können. Gleichzeitig machen es ihnen die komplizierten und ungerechten Strukturen fast unmöglich, aktiv zu werden. Unsere Broschüre schafft hier Abhilfe: Sie ermutigt die Menschen, ihre Probleme zu äußern, und fasst ihre Beschwerden so zusammen, dass sie öffentlich Gehör finden.”

Die Broschüre “No more camps, we want homes!” erscheint am 10. Dezember 2024 – dem Tag der Menschenrechte. Sie ist online und in gedruckter Form erhältlich. Medienvertreter:innen können Exemplare anfordern oder weiterführende Informationen über die E-Mail-Adresse pr@sfrev.de erhalten. Interviewanfragen mit der Redaktion oder mit Betroffenen vermitteln wir gerne. Auch für Informationsveranstaltungen stehen wir zur Verfügung.

Wir appellieren an Entscheidungsträger:innen in Politik und Verwaltung, diese Broschüre als Grundlage für dringend notwendige Reformen zu nutzen. Insbesondere die Forderung nach dezentralen Wohnlösungen erfordert politischen Mut und die Zusammenarbeit von Bund, Ländern und Kommunen.

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