Dramatische Suizidbilanz unter Geflüchteten: Drohende Kürzungen bei psychosozialer Hilfe stoppen!
Im Jahr 2024 wurden in Sachsen drei Suizide und 32 Suizidversuche unter Geflüchteten dokumentiert – obwohl sich die Zahl der neu ankommenden Menschen halbierte, bleiben die Zahlen auf einem alarmierenden Niveau. Besonders betroffen waren Minderjährige sowie Menschen in Abschiebehaft und Sammelunterkünften. Die erschütternde Bilanz macht die dramatischen psychischen Belastungen deutlich, denen viele Geflüchtete ausgesetzt sind.
Isolation und Verzweiflung in Abschiebehaft und Sammelunterkünften
Ein 34-jähriger Syrer nahm sich im Mai 2024 in Leipzig das Leben, obwohl er in einer eigenen Wohnung lebte. Zwei weitere Todesfälle betrafen junge Männer aus Afghanistan, die in Gemeinschaftsunterkünften lebten. In einer Einrichtung für minderjährige Geflüchtete in Leipzig versuchten ein 16- und ein 17-Jähriger sich das Leben zu nehmen. Die Zahlen sind auf Anfrage des Landtagsabgeordneten Nam Duy Nguyen (Die Linke) vom sächsischen Innenministerium veröffentlicht worden.
Besonders alarmierend ist die Situation in der Abschiebehaft Dresden: Vier Menschen, deren Asylgesuch abgelehnt wurde, unternahmen dort Suizidversuche – drei von ihnen sogar mehrfach. Seit Eröffnung der Einrichtung 2018 wurden dort insgesamt 17 Suizidversuche registriert. Die Abschiebehaft bedeutet für die Betroffenen oft Isolation, fehlende Privatsphäre und durchgehende Angst vor Abschiebung – Faktoren, die die psychische Belastung massiv erhöhen. Sammelunterkünfte bieten oft keine Beschäftigungsmöglichkeiten, was die Verzweiflung verstärkt, während unklar bleibt, ob die BewohnerInnen ein Bleiberecht erhalten.
Deshalb sind gerade nach der Ankunft die Angebote psychosozialer Unterstützung unerlässlich. Viele Erlebnisse auf, besonders wenn Menschen in Transitländern Opfer von Menschenhändlern werden. „Eine Person aus Eritrea berichtete von öffentlichen Hinrichtungen seiner Freunde in Libyen – einfach, weil deren Familien kein Geld überweisen konnten – und Menschen“, sagt Dave Schmidtke vom Sächsischen Flüchtlingsrat.
Kritik an Kürzungen bei psychosozialer Versorgung
Unter der vorherigen Bundesregierung wurden die Mittel für die psychosozialen Zentren (PSZ) für das Jahr 2025 um fast 50 Prozent gekürzt. Dabei erhalten schon jetzt bundesweit nur circa drei Prozent der Geflüchteten mit Behandlungsbedarf tatsächlich eine Versorgung.
Beybûn Seker von Pena.ger erklärt: „Wir bekommen zahlreiche Berichte von Geflüchteten, die unter Suizidgedanken leiden, Suizidversuche unternommen haben oder komplett ohne Unterstützung in tiefer Verzweiflung leben. Die mentale Gesundheit Schutzsuchender wird in Deutschland meist nur nach Anschlägen wie in Mannheim oder Solingen kurzzeitig thematisiert. Millionen Menschen werden pauschal zur Bedrohung erklärt, während als Lösung nur Abschottung oder Abschiebung diskutiert wird – das ist ein völlig falscher Ansatz.“
Was völlig ausgeklammert wird: Viele leben nach traumatischen Fluchterfahrungen isoliert, ohne Zugang zu psychosozialer Versorgung – oft wegen sprachlicher Barrieren oder fehlender Angebote. „Wer jetzt an psychosozialer Versorgung spart, riskiert Menschenleben. Es braucht dringend mehr niedrigschwellige, mehrsprachige und sensible Angebote – vor allem in den Erstsprachen der Betroffenen – um ihnen ein würdevolles Leben zu ermöglichen“, so Seker weiter.
Appell an Politik und Gesellschaft
Wir fordern Landes- und Bundesregierung auf, die psychosoziale Versorgung geflüchteter Menschen nicht weiter zu beschneiden, sondern dringend auszubauen. Wiederholte Suizide und Suizidversuche sind ein deutliches Zeichen für die dramatische psychische Belastung vieler Menschen in Sachsen – sie brauchen professionelle Hilfe. Psychosoziale Unterstützung ist kein Privileg – sie ist ein Menschenrecht. Für viele Geflüchtete ist sie Grundlage, um nach der Flucht überhaupt Fuß zu fassen. Deshalb braucht es mehr Angebote, nicht weniger. Drohende Kürzungen bei psychosozialer Hilfe müssen daher gestoppt werden!
Hilfe in Krisensituationen
Wer sich in einer seelischen Notlage befindet oder an Suizid denkt – oder sich Sorgen um einen nahestehenden Menschen macht – sollte nicht zögern, Hilfe zu suchen. Die Telefonseelsorge ist rund um die Uhr anonym und kostenfrei erreichbar unter den Nummern (0800) 1110111 und (0800) 1110222.
Bildquellen
- ChatGPT Image 22. Mai 2025, 13_31_4ee: KI