PM von Zendegi: Diese Abschiebung ist ignorant, sie ist mörderisch!

Abschiebung nach Afghanistan am 24. Oktober von Leipzig/ Halle.

Um die 120 Menschen demonstrieren zur Stunde am Flughafen Leipzig / Halle gegen die Abschiebung nach Afghanistan. Es grenzt an Mord, wenn Menschen wissentlich in ein Kriegsgebiet abgeschoben werden. Der Demonstration voraus ging ein viertägiges Protestcamp auf dem Leipziger Augustusplatz. Eine Abschiebebeobachtung am Flughafen Leipzig/ Halle ist dringend notwendig. Laut dpa hebt der Flug in den Abendstunden ab.

„Die heute vollzogene Abschiebung nach Afghanistan ist in keiner Weise hinnehmbar. Sie missachtet die Realitäten in Afghanistan und zeugt von der Ignoranz gegenüber der eigenen, deutschen Politik in den letzten 16 Jahren.“ so Aram Karzai für die Geflüchtetenselbstorganisation Zendegi. Etwa 120 Menschen bringen diese Auffassung heute auf dem Leipziger Flughafen bei einer Demonstration zum Ausdruck. Der Demonstration voraus ging ein viertägiges Protestcamp. Non-Citizens kamen in den Dialog mit Bürger*innen. Zudem wurde Asylberatung angeboten.

Statements zur Abschiebung

Alireza Alizadeh kommentiert für Zendegi: „Der Krieg sucht Afghanistan seit mehr als 40 Jahren heim. Tiefe Narben bestehen bereits jetzt und immer wieder werden neue Wunden aufgerissen.“ Die blutige Anschlagsserie der vergangenen Tage zeige, dass sich die Traumatisierung der afghanischen Gesellschaft fortsetze. Die Abschiebungen erfolgten in ein Land, welches von unterschiedlichen, widerstreitenden Mächten beherrscht werde. Die Präsenz der Bundeswehr für eine vermeintliche sichere Lage anzuführen sei zynisch. „Der seit 2001 währende Militäreinsatz hat das Land nicht stabilisiert. Inzwischen muss das komplette Gegenteil konstatiert werden.“ so Alizadeh.

Der Flughafen Leipzig / Halle stand 2016 an fünfter Stelle der deutschen Abschiebeflughäfen. „Mehr als 2.100 Menschen wurden im vergangenen Jahr abgeschoben und das nahezu unbemerkt von der Öffentlichkeit.“ so Kim Cramer für das Aktionsnetzwerk Protest LEJ. Der Flughafen eigne sich hierfür da der Passagierverkehr im Vergleich zum Warenverkehr gering ausfalle. Umso wichtiger sei es, dass eine unabhängige Abschiebebeobachtung vor Ort gewährleistet sei. Der Flughafen Leipzig / Halle habe zudem eine wichtige Rolle beim Afghanistan-Einsatz gespielt. Bis Januar 2009 hätten 450.000 US-amerikanische Soldat*innen den Flughafen auf dem Weg in den Mittleren Osten durchquert.

„Es ist schäbig wenn aus vermeintlich machtstrategischen Gründen Menschen in Kriegsgebiete abgeschoben werden.“ so Juliane Nagel für Die Linke. Dabei sei eine Strategie gar nicht zu erkennen – wer sich vor Rechtsaußen profilieren wolle, profitiere nicht. Niemand müsse sich von einer sich selbst zerlegenden Partei treiben lassen und dabei moralische Grundsätze aus den Angeln heben. „Es muss klarer Auftrag der jetzt zu formenden Koalition sein, Abschiebungen nach Afghanistan zu stoppen, den hier angekommen und ankommenden Menschen ein Leben in Würde zu ermöglichen und der Verpflichtung der Bundesrepublik für Afghanistan nachzukommen“ so Nagel.

 

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