SFR e.V. fordert Sächsisches Staatsministerium des Inneren auf, Abschiebung abzubrechen
„Für uns ist es nicht verständlich, warum ein junger Mann, der voll integriert ist, nun so plötzlich abgeschoben werden soll. Vor allem, da er sich nach seiner Eingewöhnungszeit und dem Erlernen der deutschen Sprache, für die Ausbildung bei uns zum Fachmann der Systemgastronomie interessierte.“ Der Einstieg in diese Ausbildung wäre für ihn auch bei uns kurzfristig möglich gewesen.„ Drei Sätze von Helmut Brunhuber, die eine ganze Zukunft für Hern M. umreißen. Brunhuber ist Geschäftsführer der Food Star GmbH, die Burger King Filialen im Raum Chemnitz betreibt. Herr M. arbeitet in Vollzeit in mehreren der Filialen. Nur, zu diesem Zeitpunkt wird er abgeschoben. Für heute, den 04. Dezember, ist wieder eine Sammelabschiebung nach Afghanistan terminiert. „Ungefähr um 8 Uhr am Morgen müssen die Polizeibehörden Herrn M. in seiner Wohnung in Zwickau abgeholt haben. Wir sind geschockt, waren wir doch gerade dabei, weitere aufenthaltsrechtliche Möglichkeiten für Herrn M. auszuloten.“ Hasina Amirat arbeitet in der Asylberatung des SFR in Chemnitz. Erst letzte Woche hatte sie mit Herrn M. ein Beratungsgespräch durchgeführt. Seit anderthalb Jahren arbeitet er bei Burger King. Im Juli 2016 bereitete er sich in einer Maßnahme auf den deutschen Arbeitsmarkt vor. Das alles, trotz dass er sich für 15 Monate in psychiatrischer Behandlung begeben musste. „Wenn Menschen wie Herr M., die integriert sind, die durch ihre Krankheit vulnerabel sind, abgeschoben werden sollen, dann ist das eine unglaubliche Härte.“ schätzt Amirat ein. Für jeden Arbeitgeber sei er eine Bereicherung, geht aus seinem Zwischenzeugnis von Brunhuber hervor. Auch deswegen wurde erwogen, seinen Fall in die Sächsische Härtefallkommission einzureichen. Herr M. ist nach Kenntnis des SFR e.V. nicht straffällig geworden, auch der Polizeibegriff „Gefährder“ greift nach derzeitigem Kenntnisstand für ihn nicht. Ein Asylfolgentrag will der Anwalt von Herrn M. heute noch stellen. Amirat: „Das Sächsische Staatsministerium des Inneren muss die Abschiebung abbrechen! Wir fordern auch die Staatsministerin für Gleichstellung und Integration, Petra Köpping auf, sich gegenüber ihrem Kabinettskollegen für Herrn M. einzusetzen. Abschiebungen wie diese untergraben auch ihre politische Arbeit!“
Sachsen und Deutschland ignorieren neuesten UNHCR-Bericht – Abschiebestopp überfällig!
„Die Abschiebung eines Menschen, der seinen Lebensunterhalt sichern kann, der Deutsch spricht, seit knapp fünf Jahren hier lebt und begonnen hat, sich in Zwickau ein neues Leben aufzubauen, ist bereits unmenschlich. Schlimmer aber noch: Abschiebungen nach Afghanistan erfolgen in ein Kriegsgebiet. Hier wird mit dem Leben von Menschen gespielt, von staatlicher Seite!“ Amirat verweist unter anderem auf den Ende August veröffentlichten Bericht des UNHCR zu den Richtlinien über die internationalen Schutzbedarfe von Asysuchenden aus Afghanistan. Das liebste Argument des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge, dass es gerade alleinstehenden Männern gelingen solle, nach ihrer Ankunft mit dem Abschiebeflieger in Kabul zu verweilen, hatte der UNHCR dort vom Tisch gewischt. Auch Herrn M. wäre vor die Wahl gestellt, im vom Anschlägen geplagten Kabul zu bleiben oder den Weg über unsichere Überlandstraßen nach Dschalalabad, seiner Heimatstadt zu nehmen. Kabul ist nicht sicher, die Aufnahmekapazität der Stadt am Limit – das sind die eindeutigen Schlüsse aus dem Bericht. Amirat fordert: „Ein Abschiebungsmoratorium ist längst überfällig und hätte bei der Innenministerkonferenz vergangene Woche beschlossen werden sollen! Das ist der 19. Abschiebeflug nach Afghanistan und derzeit ist kein Ende dieser rücksichtslosen und brutalen Abschiebepolitik in Sicht.“
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Sächsischer Flüchtlingsrat e.V.
-Projekt Kunlaboro – Beratung für Geflüchtete-
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Mobil: 0176 / 427 286 23
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