Sehr geehrte Damen und Herren,
ich wende mich heute mit folgender Bitte um Unterstützung an Sie, die die von Ihnen betreute und unterstütze Personengruppe in Griechenland betrifft.
Die Situation für geflüchtete unbegleitete Minderjährige in Griechenland ist katastrophal und widerspricht allen Regeln und Vorgaben des Kinderschutzes. Griechenland hat daher die anderen EU-Staaten um Hilfe gebeten.
Derzeit leben in Griechenland mindestens 4.100 unbegleitete minderjährige Flüchtlinge und täglich kommen neue hinzu. Allerdings gibt es nur ca. 1.000 kinder- und jugendgerechte Unterbringungsplätze. Der Rest lebt unter katastrophalen Bedingungen auf der Straße, in Flüchtlingslagern für Erwachsene, ist in Haft oder in den Hotspots auf den griechischen Inseln. Viele sind ungeschützt vor Gewalt, leiden an mangelhafter Versorgung und erhalten kaum anderweitige Unterstützung.
Der niedersächsische Innenminister Boris Pistorius bereiste Ende Oktober Griechenland und verschaffte sich ein Bild von der Lage bei Besuchen in Athen und auf Lesbos. Sein Vorstoß, unbegleitete minderjährige Geflüchtete von den griechischen Inseln vor Winterbeginn aufzunehmen, stößt bisher auf taube Ohren. So wurde auch bei der Innenministerkonferenz im Dezember in Lübeck kein Erfolg erreicht. Das Bundesinnenministerium verweigert weiter die notwendige Aufnahmezusage des Bundes, obwohl sich bereits mehrere Bundesländer bereit erklärt haben, unbegleitete Minderjährige aus Griechenland aufzunehmen. Dies ist nach Art. 17 Abs. 2 Dublin III-VO tatsächlich einfach möglich – es müssten nur Aufnahmezusagen durch das BAMF erteilt werden.
Während in Deutschland vielerorts Wohngruppen geschlossen werden oder Träger sich für ihre Einrichtungen neue Konzepte überlegen, gibt es in den anderen Mitgliedsstaaten die dringende Notwendigkeit nach Unterbringungsplätzen, die dieser Personengruppe gerecht werden. Der Bundesfachverband unbegleitete minderjährige Flüchtlinge BumF e.V. hat deshalb die Kampagne #WirhabenPlatz gestartet. Ich, als Mitarbeiterin des Sächsischen Flüchtlingsrates e.V. und Landeskoordinatorin für den BumF e.V. in Sachsen, wende mich heute mit der Bitte an Sie, diese Kampagne zu streuen und zu unterstützen.
Träger der Jugendhilfe und andere Organisationen können durch eine am Kindeswohl und Kinderschutz orientierte Aufnahme unterstützen, indem sie freie Plätze für unbegleitete Minderjährige aus Griechenland zur Verfügung stellen.
Auf der oben verlinkten Kampagnenseite finden sich zum Download beide Appelle an die Bundesregierung sowie Musteranschreiben, die Sie an die jeweiligen Mitglieder des deutschen Bundestages in Ihren entsprechenden Wahlkreisen und / oder an die jeweiligen Landrät*innen und Oberbürgermeister*innen senden können.
Zur Situation von unbegleiteten minderjährigen in Griechenland möchte ich auf folgenden Bericht von Equal Rights Beyond Borders verweisen, der beim BumF e.V. auch als Broschüre bestellbar ist. Sie können diesen hier herunterladen.
Außerdem noch die Bitte, die Petition „1.000 unbegleitete minderjährige Flüchtlinge aus Griechenland aufnehmen!“ zu unterstützen und in Ihren Netzwerken zu verbreiten.
Vielen Dank für Ihre Unterstützung,
Franziska Jaster
Landeskoordinatorin des BumF e.V. für Sachsen