Gemeinsame PM mit AG Asylsuchende/ Sächsische Schweiz-Osterzgebirge, Bon Courage e.V. und SFR: Abschiebung nach Afghanistan ab Leipzig/ Halle, heute um 20.30 Uhr
Er kam gemeinsam mit seiner Familie nach Sachsen. Dann wurde er volljährig. Der 22-jährige Herr G. wird momentan nach Afghanistan abgeschoben. Heute morgen wurde er aus der Wohnung in Pirna geholt und zum Polizeirevier nach Dresden gebracht. Seine Familie ist nun bei ihm um ihn ein letztes Mal zu besuchen, bevor er in den Krieg nach Afghanistan abgeschoben wird. „Das ist eine Familientrennung, egal ob der Mann nun noch minderjährig oder schon volljährig ist.“ sagt Christina Riebesecker von der AG Asylsuchende Sächsische Schweiz / Osterzgebirge e.V. Die Anwältin sieht derweil keine Möglichkeit mehr, den Menschen mit rechtlichen Mitteln vor der Abschiebung zu bewahren.
Aus Hainichen ist ein weiterer Mensch betroffen. Herr K. arbeitete in der Möbelmontage in einem Betrieb in Frankenberg. „Mir fehlt jegliches Verständnis für den Rechtsstaat. Ich bin schockiert.“ berichtet sein Arbeitgeber Ronny Gudde. „Wir hatten alles für ihn getan, unter anderem die Umverteilung von Frankenberg nach Hainichen in die Wege geleitet.“ Der menschliche Verlust wiegt schwer, Herr Gudde ist den Tränen nahe. Auch hier berichtet der Anwalt, dass rechtliche Möglichkeiten nicht mehr greifen werden. Erschütternd kommt hinzu, dass Herr K. bei einem Auftrag seines Arbeitgebers in Großenhain abgeschoben wurde. Er sollte an einer Schule Möbel montieren. „Wir wissen derzeit nicht, ob Herr K. tatsächlich aus der Schule geholt wurde. Wir gehen dem nach!“ fügt Mark Gärtner vom SFR hinzu.
Ein Mensch, der als unbegleiteter minderjähriger Geflüchteter nach Deutschland kam, sitzt derzeit in der Jugendstrafvollzugsanstalt (JSA). „Wir gehen davon aus, dass der Zugriff heute Nachmittag erfolgen wird. Bereits gestern haben wir einen Eilantrag beim zuständigen Verwaltungsgericht eingelegt.“ berichtet Sandra Münch vom Bon Courage e.V. „Eine Entscheidung noch heute wird erwartet!“
In Abschiebehaft in Dresden sitzt derweil Herr R. Der Vater eines Kindes ist juristisch im Ausreisegewahrsam und sitzt dort länger als zehn Tage. Ein juristischer Fehler, den Amtsgericht und Landgericht Dresden bis zum jetzigen Stand nicht korrigiert haben. Die Abschiebehaftkontaktgruppe hatte gestern über den Fall berichtet. Toni Kreischen, Sprecherin der Gruppe meinte dazu, dass der eigentliche Skandal sei, dass „ein Kind seinen Vater an den Krieg in Afghanistan verlieren soll. Die Abschiebepraxis ist am Rande des Wahnsinns.“ Dass die Gerichte nicht entscheiden, kommentierte die Kontaktgruppe gestern auf Twitter mit „Rechtsstaat – wtf?“ Zwei weitere Menschen sitzen derzeit in der Abschiebungshaft, für die erfahrungsgemäß auch keine Entscheidungen mehr getroffen werden.
Von einem weiteren Fall erreichte den SFR die Nachricht kurz vor Versenden dieser Pressemitteilung. Er wohnte zuletzt im Landkreis Görlitz.
„Mit sieben Menschen, die Sachsen gerade nach Afghanistan abschiebt, übertrifft es alle bisherigen Abschiebeflüge. Von einer Wende in der Abschiebepraxis merken wir nichts!“ schließt Gärtner.
Kontakt
AG Asylsuchende Sächsische Schweiz / Osterzgebirge e.V.
Christina Riebesecker
-Internationales Begegnungszentrum-
Tel.: 03501 534 78 47
christina.riebesecker@ag-asylsuchende.de
Bon Courage e.V.
-Sandra Münch-
Kirchstraße 20-24
04552 Borna
Tel.: 0157 / 75 17 68 55
Mail: info@boncourage.de
Sächsischer Flüchtlingsrat e.V.
-Projekt Fremde.Orte / Politik, Vernetzung, Öffentlichkeitsarbeit-
Mark Gärtner
Tel.: 0351 / 33 23 55 94
Mobil: 0176 / 427 286 23
Mail: pr@sfrev.de
Firma Möbelmontage Gudde
Ronny Gudde
Mobil: 0151/270 824 63