SFR Newsletter 23/2020

Innenaufnahmen aus Dresdner Lagern. Erst im letzten Newsletter verwiesen wir auf die Recherche und Analyse von terre des hommes über Lager in Baden-Württemberg, Brandenburg, und Sachsen. Für das hiesige Bundesland wurden die Hamburger und Bremer Straße untersucht. Wer sich abseits der lesenswerten Studie ein Bild machen will – Bilder gibt es nun. Im ARD Mittagsmagazin wird gezeigt, wie die beiden Lager von innen aussehen. Ein unglaublich unwürdiger Zustand, der keinen anderen Schluss als die sofortige Schließung dieser Lager zulässt.

 

Sprachmittlung. „Der faktischen vielsprachigen Realität in der Einwanderungsgesellschaft steht eine weitestgehende Einsprachigkeit der gesellschaftlichen Funktionssysteme und ihrer Institutionen in Deutschland gegenüber.“ So knallhart schlussfolgert die Bundesarbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege – also der bundesweite Zusammenschluss von AWO, DRK, Parität, Diakonie, Caritas, und ZWST – aus der gesetzlichen Realität in Deutschland. Gerade bei geflüchteten Menschen kann es bei einer Vielzahl von Konstellationen dazu kommen, dass „notwendige Leistungen trotz bestehender Ansprüche nicht beantragt bzw. gewährt werden“ Das zum Beispiel, wenn bei fehlender Sprachmittler*in Verwandte hinzugezogen werden, die aber zu übersetzende Aussagen anders interpretieren oder anders wiedergeben als von der eigentlich sprechenden Person intendiert.

Um einen Flickenteppich in der Sozialgesetzgebung zu vermeiden (es gibt zwölf Sozialgesetzbücher plus das Asylbewerberleistungsgesetz) empfiehlt die Bundesarbeitsgemeinschaft, einen allgemeinen Anspruch für alle Personen zu schaffen, „deren Deutschkenntnisse selbst nicht ausreichen, um ihren Anspruch auf Leistungen einlösen zu können.“ Tatsächlich müssten dafür nur drei Sätze in der Gesetzgebung hinzugefügt werden. Sollte leicht machbar sein. Die gesamte Stellungnahme hier.

Stellenausschreibung. In unserem Projekt der fachlich-inhaltlichen Programmbegleitung der Arbeitsmarktmentor*innen Sachsen suchen wir eine*n Mitarbeiter*in. Arbeitsbeginn ist der 01. August, die Bewerbungsfrist endet am 17. Juli 2020. Mehr Infos hier.

TERMINE

„DEMOcratize! Wie können Jugendmigranteninitiativen selbstbewusst im ländlichen Raum agieren?“ Wer Sachsen kennt, der*die weiß – der Titel der Veranstaltung hat es in sich. In Freital findet am Sonntag, dem 05. Juli die Veranstaltung der djo – Deutsche Jugend in Europa zwischen 13 und 16.30 Uhr statt. Vor Ort ist die Initiative Refugees and Friends – Freital, gegründet von drei syrisch/palästinensischen Geflüchteten und einer Jugendlichen kirgisischer Staatsbürgerschaft. Sie schreiben: „Uns schweisst eine Vision von der Stadt Freital zusammen, die Migrant*Innen wahrnimmt und uns Möglichkeiten für Selbstentwicklung bietet. Wir träumen von Freital ohne Rassismus und Diskriminierung. Wir sind Jugendleiter*Innen, die sich für die Rechte der Flüchtlinge und Geflüchtete aktiv einsetzen! Außerdem sind wir im Bereich Aufklärungsarbeit für die junge Migrant*Innen tätig, da wir wissen, dass es verschiedene Vorurteile zwischen uns gibt, die wir in unseren Communities reflektieren und abbauen sollen.“ Alle Infos hier.

Am 18. Juli laden die djo – Deutsche Jugend in Europa und das Educat Kollektiv zur Spurensuche in die Sächsische Schweiz. „Die Wanderung führt uns durch eine der schönsten Landschaften Deutschlands und zugleich an Orte, denen man ihre grausame nationalsozialistische Vergangenheit nicht ansieht. Wir werden aber auch Geschichten des Widerstands hören, die uns Mut geben unsere Zukunft zu gestalten. Unsere Spurensuche soll diese und unsere Geschichten sichtbar machen.“ schreiben die Veranstalterinnen. Start ist am Bahnhof Rathen. Mehr Infos beim Facebook-Event hier.

Am 02. August geht es dann in einem ähnlichen Format weiter, diesmal jedoch in Leipzig. Gegenstand der Erkundungstour ist die Geschichte der Zwangsarbeit während des Zweiten Weltkriegs. Mehr Infos hier.

Vom 04. bis 09. Oktober werden Geschichten und Realitäten von Sint*ezze und Rom*nja im Rahmen von Konzerte, Lesungen, Führeungen, Filmen und bei einem Fachtag erzählt. Kaum jemand kann Persönlichkeiten der Minderheit nennen. Auch die Verfolgung und Vernichtung während des Nationalsozialismus ist nahezu unbekannt. Ein in der europäischen Kulturgeschichte gängiges Motiv ist die stereotype Darstellung von Rom*nja und Sinti*zze in bettelnden oder kriminellen Großfamilien bzw. Clans. Dagegen sprechen Persönlichkeiten der Minderheit und erzählen Geschichte(n) erzählen. Vollendet wird die Veranstaltungsreihe von weiterdenken – Heinrich-Böll-Stiftung Sachsen mit einem Fachtag am 08. und 09. Oktober. Alle Infos und Programm hier.

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