Abschiebung von Familie Z.: Eine Woche danach – Menschen in Radebeul immer noch entsetzt/Spendenaktion gestartet/Diakonie kritisiert Abschiebung

Für die betroffene Familie war es ein Schock, als diese in der Nacht zum 10. Juni von der Polizei geweckt wird, welche sich direkten Zutritt zur Wohnung verschafft. Sie bekommen kaum Zeit, um wenige Habseligkeiten einzupacken, dann werden ihnen die Handys abgenommen und schließlich führen sie die Beamt*innen ab. Vater und Sohn in einen Einsatzwagen, Mutter und Tochter in einen anderen. Die Nachbarschaft bekommt mit was passiert, hört die Schreie der anderthalb-jährigen Tochter und ist entsetzt.

„Mir war bewusst, dass die rechtliche Situation von Familie Z. vage war. Deswegen wollte ich der Familie einfach helfen, in Radebeul anzukommen.“, sagt Susanne Herrmann, die auch im Bündnis Buntes Radebeul tätig ist. Dies ist ein von Ehrenamtlichen organisierter Verein, der Geflüchtete im Alltag unterstützt. Das Fußballtalent des Sohnes kommt schnell zur Sprache, Dynamo Dresden hätte bereits Interesse signalisiert. Frau Herrmann und die Sozialarbeiterin kontaktieren daraufhin Dynamo: „Der Trainer war sich aufgrund des unsicheren Aufenthaltes unsicher, ob er langfristig mit dem Sohn planen kann. Aber vor zwei Monaten hat es dann doch geklappt und er wurde im Verein aufgenommen“, berichtet die Unterstützerin. Für den Sohn scheint ein Traum in Erfüllung zu gehen, doch auch bei der restlichen Familie gelingt das Ankommen hierzulande ideal.

Stolze Familie Z., die ihren Sohn beim Training bei Dynamo Dresden unterstützt. Foto: private Zusendung der Familie

Der Vater ist durch seine Arbeit auf der Baustelle in der Lage die Familie finanziell abzusichern, die Mutter hat einen Job in Aussicht und könnte ab September im gleichen Betrieb als Reinigungskraft anfangen. „Als ich die Familie kennenlernte, war der Vater bereits berufstätig. Vom Sozialamt erhielt die Familie 5,43 € an Unterstützung, zahlte ansonsten alles selbst.“, sagt Susanne Herrmann und bestätigt, dass auch eine Behördenmitarbeiterin ihr signalisiert hätte, dass die Familie sicher nicht abgeschoben werde, da sie ja keinerlei Kosten verursacht.

Weiter konnte für die kleine Schwester Sara bereits ein Kita-Platz organisiert werden. Noch am 02. Juni erhält Familie Z. ein Schreiben vom Landratsamt Meißen zu den Kita-Gebühren – der Alltag scheint geregelt, nichts deutet auf eine Abschiebung. Frau Herrmann dazu: „Radebeul hat keinen hohen Anteil an Migrant*innen, es wäre ein gutes Zeichen gewesen, dass hier alle Menschen eine Chance bekommen. Deswegen hatte sich die Leiterin der Einrichtung auch über die Aufnahme der Tochter der Familie gefreut. Als ich diese letzten Donnerstag über die Abschiebung informierte, war auch sie entsetzt.“ Es scheint, als wäre – ähnlich wie in Pirna im Fall von Familie I. – nicht nur die Betroffenen selbst, sondern auch das Umfeld mit diesen Abschiebungen stark belastet.

Die Tochter Sara Z. in der Wohnung der Familie in Radebeul. Foto: private Zusendung der Familie

„Wenn ich daran denke, höre ich das kleine Mädchen heute noch weinen. Um 1:36 Uhr, also mitten in der Nacht wurde ich durch einen Rollkoffer geweckt. Als ich aus dem Fenster schaute, sah ich die Polizei und die Familie, die aus dem Haus gebracht wurde. Die Schreie des Mädchens tun mir heut noch weh, wenn ich daran denke.“, beschreibt Christine Heckmann die Nacht der Abschiebung. Sie ist Nachbarin der Familie und kann es noch immer nicht fassen: „Wir haben die Tochter aufwachsen sehen. Sie hat uns immer zugelacht und gewunken. Insgesamt war es Familie, die wirklich immer freundlich war. Wir wurden sogar zum Essen von ihnen eingeladen!“, fasst Frau Heckmann das enge Verhältnis zur Nachbarsfamilie zusammen. Familie Z. schien angekommen in Radebeul, nur den Behörden schien dies nicht bewusst. Frau Heckmann dazu: „Ich würde mir wünschen, dass die Leute die Abschiebung durchführen müssen, die diese veranlassen. Damit sie sehen, was den Menschen besonders den Kindern damit angetan wird.“

Auch Dietrich Bauer, Chef der Diakonie Sachsen hat mittlerweile Stellung zum Fall bezogen und kritisiert die Abschiebepraxis Sachsens der beiden Familien: „In welchem Land leben wir eigentlich? Da werden zwei gut integrierte georgische Familien, deren Kinder allesamt hier geboren sind, nachts aus ihrem Leben gerissen und in eine „Heimat“ geschickt, die sie gar nicht kennen.“

Für eine mögliche Rückkehr, nach Ablauf der Wiedereinreise-Sperre und um die Familie Z. in Georgien zu unterstützen sammelt das Bündnis Buntes Radebeul Spenden: Hier können Sie aktiv helfen!

Weiter ist eine Petition in Planung, die fordern wird die angekündigte Dauer der Wiedereinreise-Sperre der Familie von 30 Monaten, zu verkürzen. Mehr Infos dazu folgen!

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