PM: Fluchtroute über Belarus und Polen – Mehr Schutzsuchende erreichen Sachsen

Fluchtroute über Belarus und Polen: Mehr Schutzsuchende erreichen Sachsen

Immer mehr Menschen versuchen über Belarus in die EU zu gelangen. Einige hundert sind nun bereits in Sachsen angekommen. Sie berichten davon, dass Kräfte des polnischen Grenzschutzes Gewalt gegen Flüchtende einsetzen, illegale Pushbacks betreiben und Menschen nachts erfrieren. Bei der Unterbringung der Schutzsuchenden geraten erste Lager in Sachsen an Kapazitätsgrenzen.

In einer Leipziger Erstaufnahmeeinrichtung werden bereits Doppelstockbetten aufgebaut, um die neu ankommenden Schutzsuchenden unterzubringen.

Laut Informationen von Geflüchteten in einer Leipziger Erstaufnahmeeinrichtung werden wieder Doppelstockbetten aufgebaut. Statt wie gewöhnlich 400 Menschen leben jetzt bereits 700 Menschen im Lager. Zimmer, die eigentlich für vier Menschen geplant waren, werden nun für die Unterbringung von bis zu zwölf Personen vorbereitet. Ursprünglich angedachte Corona-Schutzkonzepte können kaum mehr eingehalten werden. Die Ankommenden weisen Verletzungen auf, die vor allem durch lange Fußmärsche in der Kälte entstanden – im Grenzgebiet zwischen Polen und Belarus werden erste Tote gemeldet.

 

Vergessenes Leid im Irak und Syrien

Viele dieser Menschen stammen aus dem Irak oder Syrien, einige auch aus Afghanistan. Länder, die sich seit Jahren im Krieg befinden, in denen die staatliche Ordnung zerfallen ist und wo keine Perspektiven für ein sicheres Leben existieren. Aktuell bedroht vor allem eine fehlende Wasserversorgung mehrere Millionen Menschen.

Aktuell werden in Belarus diese Schutzsuchenden nicht mehr daran gehindert, nach Europa zu gelangen. Der Plan von Diktator Lukaschenko: die EU beim Thema Migration zu erpressen. EU-Sanktionen sollen zurückgenommen werden, im Gegenzug würden durch den autoritären Herrscher Fluchtrouten nach Europa erneut geschlossen. Das Schicksal der Geflüchteten scheint für die beteiligten Staaten zweitrangig.

Verkürzte und vergiftete Debatte

„Es sagt viel über den Zustand der Menschenrechte innerhalb der EU aus, wenn jetzt viele Medien vor allem nach dem System der Schlepper in Polen fragen. Die Wenigsten erkundigen sich, warum denn immer noch so viele Menschen aus dem Irak und Syrien fliehen wollen. Der lebensgefährliche Alltag zweier zerstörter Länder scheint – wie die Katastrophe in Afghanistan – abgehandelt, das Bedürfnis der Unterstützung von konfliktgeplagten Menschen gerät in den Hintergrund.“, erklärt Dave Schmidtke vom Sächsischen Flüchtlingsrat.

„Fokus der Debatte sollte jetzt sein, wie den Menschen schnell geholfen werden kann und dass an der polnischen Grenze mit den Pushbacks und gewalttätigen Übergriffen gerade massiv europäisches wie internationales Recht gebrochen wird. Wie oft tatsächlich Menschen aus der EU geprügelt oder dem Tod überlassen werden, ist gar nicht abschätzbar.“, so Schmidtke weiter. Denn die polnische Regierung hat einen Ausnahmezustand verhängt – Presse oder NGOs wird der Zugang ins Grenzgebiet zu Belarus verwehrt.

Kontakt:
Dave Schmidtke
Pressereferent Sächsischer Flüchtlingsrat e.V.
Dammweg 5
01097 Dresden
Mail: pr@sfrev.de

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