Geschätzte 400.000 Rom*nja lebten vor der Eskalation des Ukraine-Krieges im Land. Die Mehrheit ist vor den Angriffen des russischen Militärs geflohen, doch im Gegensatz zu anderen Geflüchteten werden sie während der Flucht diskriminiert. Auch wenn sie in Sachsen ankommen, setzt sich diese fort, wie ein Vorfall vom 08. April in Dresden zeigt.
Zwei Wochen nach dem internationalen „Roma Day“, der europaweit an systematischen Antiziganismus erinnert und ein Zeichen der Solidarität mit der Minderheit setzt, muss erneut auf Problemlagen Geflüchteter Rom*nja aus der Ukraine hingewiesen werden. So wie viele Ukrainer*innen haben Angehörige der Minderheit panisch ihr Zuhause verlassen. Einige haben ihre Angehörigen in Sicherheit bringen wollen, während andere gar keine Papiere besitzen. Aufgrund des Völkermordes während der NS-Zeit, wäre allein aus historischer Verantwortung heraus, ein gesicherter Aufenthalt der Minderheit in Deutschland überfällig.
Stattdessen erleben diese rassistischen Umgang und dürfen Grenzübergänge erst nach längerer Wartezeit oder gar nicht passieren. So hängen viele Rom*nja bspw. in Massenunterkünften in Moldawien fest, in denen akute Probleme bei der Nahrungsmittelversorgung bestehen. Wenn es dann Menschen nach Sachsen schaffen, droht erneut Diskriminierung. So berichtet eine Gruppe alleinerziehender Frauen und deren Kinder, dass Freitag, den 08. April, am Aussteigen aus dem Zug am Dresdner Hauptbahnhof gehindert wurden sei – durch die Polizei. Auf Nachfrage erklärten die Beamt*innen, dass sie davon ausgingen die Gruppe wolle nach Berlin weiterreisen, tatsächlich waren die Tickets der Gruppe von Prag bis Dresden gelöst.
Anschließend wurden die Menschen aufgefordert in die Notaufnahmeeinrichtung nach Leipzig-Mockau weiterzuziehen. Doch Dave Schmidtke vom Sächsischen Flüchtlingsrat berichtet, dass die Flucht der Familie damit nicht beendet war: „Im Zeltlager wurde die Gruppe von anderen Geflüchteten angefeindet, fand keine Ruhe und machte sich deshalb selbstständig auf den Weg zu Bekannten nach Bayern. Es ist nicht hinnehmbar, dass bereits Traumatisierte hier nicht ausreichend geschützt wurden.“
Am „Roma-Day“ setzte die Stadt Leipzig ein Zeichen der Solidarität und hisste am Rathaus die Roma-Flagge. Ein wichtiges und richtiges Signal, aber: „Leider existiert in der Mehrheit der Gesellschaft noch immer kein Bewusstsein für die tagtäglichen Anfeindungen, denen Rom*nja und Sint*ezze ausgesetzt sind. Durch strukturelle Exklusion wird vielen der Zugang zu Wohnungen, Jobs oder dem Bildungssystem verwehrt. Aus dieser Diskriminierung heraus, ergibt sich für viele eine Spirale der Perspektivlosigkeit“, erklärt Petra Sejdi, Landtagsabgeordnete bei den GRÜNEN und aktiv im Verein „Romano-Sumnal e.V.“
„Jetzt, wo russische Angriffe wieder zunehmen, wäre die Zeit, das Leid aller Geflüchteten aus der Ukraine anzuerkennen. Eine unterschiedliche Behandlung aufgrund der Ethnie, Religion oder Hautfarbe ist zu verurteilen und festigt lediglich die „Zwei-Klassen“ unter Geflüchteten!“, so Schmidtke.
Genau wie der Bundesromaverband fordern, wir daher: Bewegungsfreiheit und Schutz für alle Rom*nja aus der Ukraine!
Pressekontakt:
Sächsischer Flüchtlingsrat e.V.
– Dave Schmidtke –
Mail: schmidtke@sfrev.de
Telefon: 0176 / 427 286 23
Abgeordnetenbüro im Landtag von
– Petra Čagalj Sejdi –
Mail: Petra.CagaljSejdi@slt.sachsen.de
Telefon: 0351 / 493 48 00
Bildquellen
- roma-6161449_1920: Mikael Good/Pixabay