Bericht: Lesung zur Ausstellung „Aus Chemnitz: Ein Klavier“

Gestern Abend fand eine bewegende Lesung im Rahmen des Begleitprogramms zur Ausstellung „Aus Chemnitz: Ein Klavier“ statt. Die Veranstaltung, die von der Stadt und den Kunstsammlungen in Chemnitz ermöglicht wurde, bot einen tiefen Einblick in die Erfahrungen von Moutsam Alyounes und seiner Fluchtgeschichte.

Unsere Kollegin Hasina Amirat, die maßgeblich an der Organisation der Veranstaltung beteiligt war, erinnerte an die Ursprünge des Projekts. Sie betonte, dass die Absicht dieser Initiative darin besteht, ein Zeichen zu setzen: Flucht kennt keine Grenzen, weder Zeit, Nationalität, Hautfarbe noch Religion. Flucht ist das Produkt von Not, Angst und Lebensgefahr. Flucht begleitet die gesamte Menschheitsgeschichte gestern, heute und morgen.

Moutsam Alyounes, Autor des 2021 erschienenen Buches „Die Wahrheit aus meiner Sicht,“ las mit einer fesselnden Art aus seinem Werk vor. Sein Buch ist in vier Kapitel unterteilt, die seine Reise von Syrien nach Deutschland in allen Facetten beleuchten: Syrien und der Krieg, der Beginn der Flucht, der gefährliche Fluchtweg und das Leben in Deutschland. Nach jedem Kapitel stand der Autor dem Publikum für Fragen zur Verfügung. Begleitet wurde die Lesung von Mohammad Khaled, der mit seiner musikalischen Darbietung einen Hauch von Alyounes Herkunftsland spürbar machte.

Besonders eindringlich war die offene Diskussion über die Gründe, warum vor allem junge Männer fliehen und warum Deutschland oft das Ziel ist. Alyounes gewährte uns tiefe Einblicke in seine Sichtweise und konnte durch die ehrliche Beantwortung aller Fragen Vorurteile entkräften. Ein offensichtlicher Grund ist, dass Flucht zwar für alle Menschen gefährlich enden kann, aber vor allem Frauen und Mädchen währenddessen Übergriffe und Schlimmeres fürchten müssen.

Daneben bringt Flucht ganze Familien an ihre finanzielle Belastungsgrenze – gerade Menschen aus konfliktreichen Nationen, denen mit ihren Pässen keine Visa ausgestellt werden sind keine legalen Ausreisen möglich. Oftmals wird ein fliehendes Familienmitglied mit der enormen Verantwortung belastet, dass es schnellstmöglich andere Familienmitglieder nach der Flucht nachholen soll. Dies scheitert aber häufig an zäher Bürokratie, sodass Familie über Jahre getrennt bleiben.

Am Ende der Veranstaltung verließen viele der Anwesenden die Veranstaltung mit einem signierten Buch und bleibenden Eindrücken. Der Autor zeigte sich begeistert von der Resonanz und ist bereit, weitere Lesungen im Osten der Bundesrepublik durchzuführen und für Diskussionen und Austausch zur Verfügung zu stehen.

Ein herzlicher Dank geht an Moutsam Alyounes und Mohammad Khaled für ihr Engagement und einen Abend, den wir nicht so schnell vergessen werden.

Musiker Khaled, Autor Alyounes und unsere Mitarbeiterinnen Dajana Strunz und Hasina Amirat, die den Abend mitorganisierten.
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