PM: Nachholende Schulbildung für volljährige Geflüchtete – Produktionsschule Moritzburg zeigt wie es geht

Signalwirkung aus Moritzburg muss verstetigt werden
Die Produktionsschule Moritzburg bringt über die Hälfte ihrer Teilnehmer*innen im sächsischen Förderprogramm zur Erwachsenenbildung von Geflüchteten zum Schulabschluss. Dabei bewies der Träger, dass beherztes Vorangehen zum Erfolg führen kann. Eines muss noch folgen, um drei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen und das Programm noch erfolgreicher werden zu lassen.

Seit Anfang 2019 können geflüchtete Menschen die sogenannte „Schulfremdenprüfung“ mit Unterstützung der Produktionsschule Moritzburg ablegen. Im Juni 2020 bestanden fünf von neun Teilnehmer*innen des Programms die Prüfung und können nun mit einer klaren Perspektive den Weg in den Arbeitsmarkt beschreiten. Möglich war das, weil die Produktionsschule die Chance ergriff, selbstständig die Teilnehmer*innen mit den zu prüfenden Inhalten vertraut zu machen. Über insgesamt 18 Monate wurden die Teilnehmer*innen in den Grundbildungsmodulen Deutsch, Mathematik, in praxisnahen Lernmodulen zu spezifischen Berufsfeldern und weiteren Fächern nachhaltig auf eine Ausbildungsaufnahme vorbereitet.

Chance gesehen, Chance genutzt

Die Produktionsschule in Moritzburg setzt als Teil des vom SFR koordinierten Projekts RESQUE Continued die vom Sächsischen Sozialministerium (SMS) geförderte Landesmaßnahme „Curriculum für den Erwerb einer berufsbereichsbezogenen Grundbildung für junge Erwachsene mit Migrationshintergrund ohne oder mit stark unterbrochener Bildungslaufbahn“ – in kurz: „BÜ18“ – im Landkreis Meißen um. NGOs sowie Maßnahmenträgern kritisierten stets, dass die Vorbereitung auf die Schulfremdenprüfung zunächst nicht vorgesehen war. Tatsächlich dämpfte dies die Attraktivität der Maßnahme. Zwischenzeitlich einigten sich SMS und Landesamt für Schule und Bildung (LaSuB) jedoch darauf, dass BÜ18-Träger die Teilnehmer*innen für die Schulfremdenprüfung anmelden dürfen. Die Voraussetzung: Der Träger muss selbst verantworten, dass die für die Prüfung erforderlichen Bildungsbereiche, die über das geförderte Curriculum nicht abgedeckt sind, als Zusatzleistung vermittelt werden. Diese Chance hat die Produktionsschule ergriffen und erfolgreich umgesetzt.

Den Erfolg nun verstetigen! Der politische Wille ist da

„Klar war dieses Ergebnis nur durch eine gewisse zusätzliche Eigenleistung möglich. Und natürlich hätten wir es uns wie allen anderen gewünscht, dass die Förderrichtlinie auch das Erlangen eines Schulabschlusses  umfasst hätte. Nichtdestotrotz – und nicht zuletzt aus Sicht unserer Schüler*innen – bin ich überzeugt, dass das, was wir hier aus der Maßnahme gemacht haben, sich am Ende des Tages sehr gelohnt hat“, meint der Leiter der Produktionsschule David Meis und bietet anderen BÜ18-Trägern an, in den Erfahrungsaustausch zu treten.

In den kommenden Jahren muss die Maßnahme nun gestärkt werden. Dafür wäre es zusätzlich nicht nur hilfreich sondern regelrecht schlüssig, wenn das Land Sachsen die Maßnahme mittels eines Erlasses direkt an die Ausbildungsduldung koppeln würde. „Im Koalitionsvertrag von Dezember 2019 versprach die neue Landesregierung tatsächlich einen Erlass, der den Aufenthalt von Geduldeten gerade in der ausbildungsvorbereitende Phase sichern soll“ erinnert  Dr. Kristian Garthus-Niegel, Projektkoordinator von RESQUE Continued. „Ein Erlass, der die Ausreisepflicht unter anderem für Geduldete in der BÜ18-Maßnahme aussetzt, würde drei Fliegen mit einer Klappe schlagen: (1.) Geduldete könnten die Maßnahme ohne ständige Angst vor Abschiebung besuchen und so nachhaltig – statt wie bisher allzuoft zu frühzeitig – in die Ausbildung gehen, (2.) die Träger würden einen deutliche Anstieg beim Teilnahmeinteresse spüren, und (3.) wäre für den sächsischen Ausbildungsmarkt ein integriertes Landessystem für die nachhaltige Gewinnung von Menschen mit Fluchthintergrund unabhängig vom Aufenthaltsstaus geschaffen“.

Kontakt:
David Meis
Schulleiter Produktionsschule Moritzburg gGmbH
Tel.: 035207 / 99 666 0
Email: meis@ps-moritzburg.de

Dr. Kristian Garthus-Niegel
Projektkoordinator RESQUE Continued
Tel.: 0351 / 796 651 57
Email: garthus-niegel@sfrev.de

Teile diesen Beitrag: