Pressemitteilung des Bündnisses „Recht auf Schule für Alle in Sachsen“
Im April waren laut Landesamt für Schule und Bildung 1.507 Kinder und Jugendliche mit Migrationsgeschichte ohne Schulplatz im Freistaat. Das Bündnis „Recht auf Schule für Alle in Sachsen“ fordert den Ministerpräsidenten Michael Kretschmer und den Kultusminister Christian Piwarz in einem Offenen Brief zur Umsetzung des Grundrechts auf Bildung für alle schulpflichtigen Kinder und Jugendlichen in Sachsen auf.
Strukturelle Diskriminierung und drohende Kindeswohlgefährdung
„Geflüchteten Minderjährigen wird über Monate hinweg ihr Recht auf Bildung verwehrt. Dies ist nicht nur eine strukturelle Diskriminierung, sondern auch eine Blockade des Ankommens dieser Menschen“ so Juliane Wetendorf vom Bündnispartner „Bündnis gegen Rassismus Sachsen“. Studien belegen, dass jeder Tag einer unterbrochenen Bildungslaufbahn den Wiedereinstieg in den Schulbetrieb erschwert.
Der diskriminierende Schulausschluss von SchülerInnen mit Migrationsbiografie führt zu negativen sozialen Folgen, welche in erster Linie Kinder und Jugendlichen selbst tragen müssen. Auch Kinder von angeworbenen Fachkräften sind betroffen. „Soziale Isolation und der Mangel an sinnstiftender Beschäftigung wirken sich auf die psychische Gesundheit der betroffenen jungen Menschen aus. Die Zunahme von Depressionen, Perspektivlosigkeit und auch Kindeswohlgefährdungen sind Folgen, die unser Bündnis überall in Sachsen wahrnimmt“, stellt Olga Sperling fest, Geschäftsführerin des Ausländerrates Dresden e.V.
Langjähriges Versagen führt jetzt zum dringenden Handlungsbedarf
Das Bündnis kritisiert ausdrücklich den Sündenbockmechanismus, Kinder und Jugendliche nicht-deutscher Herkunft zur Ursache des sächsischen Bildungsnotstandes zu erklären. Migration war und ist Teil der deutschen Geschichte. „Wir befinden uns nicht mehr im Sommer 2015. Sachsen hat es schlicht versäumt, das System Schule zu einer Institution der Migrationsgesellschaft weiterzuentwickeln. Es braucht konzeptionell, personell und materiell eine Ausstattung, die sich schnellstmöglich den heutigen Anforderungen anpasst. Der Handlungsbedarf ist jetzt sehr groß“, so Dr. Kristian Garthus-Niegel vom Sächsischen Flüchtlingsrat e.V.
„Es muss mehr Vorbereitungsklassen geben. Der Lehrermangel sollte verstärkt durch ausländische Lehrkräfte und solche, die bisher in der Schulverwaltung tätig sind, gedeckt werden – und es muss endlich eine migrationspädagogische Bildungsoffensive für alle sächsischen Lehrkräfte starten!“, so Garthus-Niegel weiter. Außerdem soll Diskriminierungs- und Rassismus-Schutz im Sächsisches Schulgesetz verankert werden!
Das Bündnis „Recht auf Schule für Alle“ gründete sich vor dem Hintergrund der akuten Schulplatzlücke und der damit einhergehenden Gefahr strukturell hervorgerufener Kindeswohlgefährdung. Das Bündnis versteht sich als Interessenvertretung von jungen Menschen und deren Familien mit Migrationsgeschichte in prekären Lebenslagen.
Mitglieder des Bündnisses sind auch AWO Landesverband Sachsen e.V., Bundesfachverband unbegleitete minderjährige Flüchtlinge (BumF) e.V., Bundeselternnetzwerk der Migrantenorganisationen für Bildung & Teilhabe (bbt), Bündnis gegen Rassismus Sachsen, Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) Sachsen, Kinderschutzbund Landesverband Sachsen e.V., Paritätischer Wohlfahrtsverband Landesverband Sachsen e.V., Sächsischer Flüchtlingsrat e.V. und Ausländerrat Dresden e.V. Das Bündnis wird auch von den kommunalen Integrations- und Ausländerbeauftragten aus Dresden, Görlitz, Sächsische Schweiz-Osterzgebirge unterstützt.
Kontakte für Nachfragen:
Anna Michels-Boger, Kinderschutzbund Landesverband Sachsen e.V.
michels-boger@kinderschutzbund-sachsen.de / 0351 – 89670813
Juliane Wetendorf, Bündnis gegen Rassismus,
juliane.wetendorf@buendnisgegenrassismus.de / 0351 – 43837863
Olga Sperling, Ausländerrat Dresden e.V.
sperling@auslaenderrat.de / 0351 – 4363730
Link zum offenen Brief:
https://www.saechsischer-fluechtlingsrat.de/wp-content/uploads/2024/06/Schule-fuer-Alle_Statement_FINAL.pdf
