SFR Newsletter 21/2019

Sachsen… hat gewählt, und wir konnten das Ganze selbstverständlich nicht unkommentiert lassen. Eine erste Pressemitteilung veröffentlichten wir mit PRO ASYL am 03. September und forderten „Rückgrat beweisen“ für eine neue Asylpolitik. Nächste Woche dann treffen sich alle Landesflüchtlingsräte mit PRO ASYL in Dresden. Dem Voraus geht eine Pressekonferenz! Am 19. September, 10 Uhr werden im Erich-Kästner-Museum Vertreter*innen der Flüchtlingsräte aus Brandenburg, Thüringen und Sachsen über die Wahlen in ihren Bundesländern sprechen, fordern und analysieren, der Bayerische Flüchtlingsrat supported mit der Expertise zur dortigen Asylpolitik, die ein Herr Seehofer nun im Bund etabliert und PRO ASYL ordnet das Ganze makromäßig ein.

Frauen aufs Rad! Mit Hitze und Muselkater begann es – unser Kurs „Frauen aufs Rad“ in Chemnitz. Insgesamt zehn Mal treffen sich die Teilnehmer*innen, die aus verschiedenen Ländern in Deutschland Schutz gesucht haben, um gemeinsam das Fahrrad fahren zu lernen. Balance und Fahrgefühl wurden zunächst auf Rollern geübt, Ende August dann ging es schon bei der ersten Übungsstunde auf das Rad. Das Foto entstand an diesem ersten, glücklichen Tag auf dem Rad. In den weiteren Praxisstunden folgten Trainings zu Verkehrsrregeln und Sicherheit. Zwei Mal noch werden sich die Teilnehmerinnen zum Üben treffen, danach steht eine Fahrradtour mit Picknick am Elbufer an. Herzlichen Dank auch an die engagierten Trainer*innen Jule und Maxi!

Ohne Wenn und Aber… sollte Gesundheitsversorgung funktionieren. Geschieht aber nicht bei Geflüchteten. Erstes und restriktivstes Beispiel: das Asylbewerberleistungsgesetz, dass Behandlungen nur im Akut- und Schmerzfall vorsieht. Bei der Fachtagung der Deutschen Gesellschaft für Soziale Psychiatrie, Sächsischer Landesärztekammer und uns kamen letzte Woche Freitag Vertrter*innen verschiedenster Professionen zum Austausch, Inputs und Workshops zusammen. Ein wichtiger Tag, der zunächst der Vernetzung und des Wissenstransfers diente. Politische Vorstöße werden folgen! Einen verkündete die Dresdner Sozialbürgermeisterin Dr. Kris Kaufmann auf dem abschließenden Podium: die elektronische Gesundheitskarte für Geflüchtete wird möglicherweise schon Ende des Jahres in Dresden eingeführt. Das Podium wiederum – großartig moderiert von Marianne Thum von der AG Asylsuchende – Sächsische Schweiz/ Osterzgebirge. Danke an alle, die gekommen sind sowie an die Landesärztekammer, für die Nutzung der tollen Räumlichkeiten.

Fachtagung - Podium
Von links nach rechts: Dr. Patricia Klein (Sächsische Landesärztekammer), Werner Wendel (SMGI), Marianne Thum (AG Asylsuchende), Dr. Kris Kaufmann (Sozialbürgermeisterin DD), Mark Gärtner (Sächsischer Flüchtlingsrat)

 

 

 

Rassistismus in der Straßenbahn. Wie gewöhnlich auch werden in Leipziger Straßenbahnen Tickets kontrolliert. Die LVB haben hierfür die Leipziger Servicebetriebe (LSB) beauftragt. Ungültige Fahrausweise ziehen dann ein erhöhtes Beförderungsentgelt (§nach sich. Viele der Kontrollen verlaufen dabei ohne besondere Vorkommnisse. In einer nicht unerheblichen Anzahl von Kontrollen kommt es allerdings zu diskriminierendem und gewalttätigem Verhalten seitens der Kontrolleur*innen. Diese Vorfälle waren auch jüngst Anlass zweier Stadtratsanfragen in Leipzig (vgl. Anfrage vom 26.06.2019 sowie Anfrage vom 04.09.2019). Der Verein Engagierte Wissenschaft e.V. hat mit seiner Chronik.LE Standards im Dokumentieren und Monitoring von Rassismus gesetzt. Dies soll nun wieder gelingen. Denn: bei der Sammlung und Dokumentation diskriminierender Vorfälle im Rahmen von Fahrkartenkontrollen bei der LVB wird deutlich, dass es sich nicht um Einzelfälle, sondern ein strukturelles Problem handelt. Kund*innen, die solche Behandlungen erdulden oder beobachten müssen, werden regelmäßig vom Kundencenter der LVB beschwichtigt. Es gibt keinen offensiven Umgang mit dem Thema Diskriminierung. Daher fordert der Verein:

  • Die Einrichtung eines transparenten Beschwerdemanagements mit einer extra Anlaufstelle für Diskriminierung bei der LVB.
  • Ausbau der verbindlichen Schulungen für alle Mitarbeiter_innen (auch der Subunternehmer_innen) in den Bereichen Deeskalation und Antidiskriminierung.
Ihr habt von faschistischen, rassistischen und diskriminierenden Ereignissen in und um Leipzig mitbekommen, wart Zeuge oder gar selbst betroffen? Dann meldet das doch gerne an den Verein: chronik.le@engagiertewissenschaft.de
#wirmachendasnichtmehrmit… kommentierte die AG Asylsuchende/ Sächsische Schweiz-Osterzgebirge die Abschiebungen nach Georgien diese Woche. Die Abschiebungen von vier Familien dokumentierten wir, neben einer Familie, die der AG Asylsuchende nahe stand traf es weitere in Marienberg, Chemnitz und dem Vogtland. Die Abschiebung der Familie aus Chemnitz wurde abgebrochen. Wir recherchieren noch die Hintergründe. Was über die Schilderung der vier Fälle hinaus festzuhalten ist: jede*r der*die geflüchtete Menschen kennt, sich für sie einsetzt, sie berät muss klar sein, dass die Abschiebemaschinerie unerbittlich ist, dass Wohlwollen, Milde und Gnade Fremdwörter für die sächsischen Behörden sind. Kein Arbeitsplatz, keine gesundheitliche Einschränkung, kein noch so humanitärer Grund wird sächsische Behörden davon abhalten, Menschen abzuschieben. Rechtliche Informationen, wer gefährdet ist und welche aufenhtaltsrechtlichen Optionen es noch gibt, lassen sich unter anderem beim Bayerischen Flüchtlingsrat, Sächsischen Flüchtlingsrat und dem Flüchtlingsrat Niedersachsen finden.

Termine

„White Charity“ – Zwischen humanitärer Hilfe, Volunteering und Chancen für solidarischen Support schon morgen im AZ Conni in Dresden, organisiert vom Netzwerk Asyl, Migration und Flucht, um 11 Uhr geht es los. Denn Fragen, die bei aller Unterstützung nicht in den Hintergrund geraten dürfen, sind die des Paternalismus, stabilisiert humanitäre Hilfe bestehende Machtverhältnisse, sollen und wenn ja welche Bilder sollen verwendet werden um Spenden zu werben? Schaut vorbei und informiert euch nochmal hier.

Ebenso morgen, nur in Chemnitz, wird das Interkulturelle Sportfest von mehreren Organisationen und Vereinen, darunter wir, veranstaltet. Schon das zweite Mal, denn das letzte war ein toller Erfolg! Von 10 bis 18 Uhr auf dem Usti-Field American Football, Volleyball, Basketball und Baseball spielen! Mehr Infos hier.

Bewerbungshilfetag für Frauen*

Wann: 18.09.2019, 9 – 16 Uhr
Wo: Elisenstraße 35, 01307 Dresden, 1. Etage


Das erste Mal einen Lebenslauf schreiben? Auf Arbeits-, Ausbildungs- oder Praktikumssuche? Im Café Halva des Ausländerrats Dresdens gibt’s Unterstützung beim Lebenslauf und Bewerbung schreiben. Bitte mitbringen Zeugnisse und Referenzen, alte Lebensläufe und Bewerbungen sowie die Stellenausschreibung mitbringen. Dolmetscherinnen* für persisch, arabisch und russisch sind von 13 – 16 Uhr anwesend. Beratung auf Englisch möglich. Alle Infos hier.

Mit Haltung in der Sozialen Arbeit vor aktuellen gesellschaftlichen Herausforderungen beschäftigt sich auch das Institut für Sozialpädagogik an der TU Dresden.Welche Probleme sind in einer Zeit der Prekarisierung der Lebenswege sowie neuer antidemokratischer und demokratischer sozialer Bewegungen für Praxis und Theorie relevant und bedenkenswert? Braucht Soziale Arbeit politische Haltungen? Und: Wie reagiert Soziale Arbeit auf politische Haltungen? Das sind die Fragen der Auftaktveranstaltung am 10. Oktober. Anmeldung bis 30. September per Mail an arbeitsbuendnis@mailbox.tu-dresden.de

Klasse Forschung wird an der TU Chemnitz zu Flucht und Asyl, unter anderem am Lehrstuhl für Humangeographie mit dem Schwerpunkt Europäische Migrationsforschung von Prof. Dr. Birgit Glorius betrieben. Vom 01. bis 02. Oktober wird die Uni Chemnitz in Kooperation mit den Universitäten Sussex, Amsterdam, Luxemburg und weiteren Forschungsinstituten ihre internationale Konferenz zum Titel „Refuge Europe – A Question of Solidarity?“ abhalten. Ein spannendes Programm zu einer der wichtigsten Fragen unserer Zeit. Anmeldung und weitere Infos hier.

Die Gemeinnützige Gesellschaft für die Unterstützung Asylsuchender (GGUA) ist ein klasse Verein mit wahnsinniger Rechtsexpertise und er sitzt im schönen Münster. Dort arbeitet auch Kirsten Eichler, die am 10. Oktober in Dresden beim Parititäischen Wohlfahrtsverband Sachsen verweilen und zu den „Aktuellen Änderungen des Aufenthaltsrechts“, insbesondere über Duldungen, referieren wird. „Neue“ Ausbildungsduldung, Beschäftigungsduldung, die schreckliche Duldung light – es gibt Weiterbildungsbedarf. Maximale Empfehlung! Am Brauhaus 8, 01099 Dresden, 9.30-16 Uhr. Anmeldung hier.

 

Teile diesen Beitrag: