PM: Behördlich provozierte ‚Durchseuchung‘  – Lager auflösen JETZT!

26 infizierte Personen in Dresdner Lager – Ketteninfektion hätte vermieden werden können

Am Samstag war im Lager Bremer Straße in Dresden eine Person positiv auf COVID-19 getestet worden. Daraufhin wurde sie sowie zwei weitere Kontaktpersonen isoliert untergebracht, die Bewohner*innen des Lagers Bremer Straße unter Komplettquarantäne gestellt, der SFR berichtete. Nun zeigen sich die folgenreichen Konsequenzen der Vollquarantäne: 26 Personen im Lager wurden positiv auf das Virus getestet.

„26 infizierte Personen –  die ‚Durchseuchung‘ der Bewohner*innen der Bremer Straße ist die Konsequenz der grob fahrlässigen behördlichen Entscheidung, das Lager unter Komplettquarantäne zu stellen. Die Ketteninfektion hätte durch die Umverteilung der Personen an dezentrale Orte wie Hotels oder Wohnungen auf einfache Weise vermieden werden können!“, erklärt Paula Moser vom SFR. Mit der Entscheidung, das Lager unter Komplettquarantäne zu stellen, habe das Gesundheitsamt Dresden alle wissenschaftlich fundierten Empfehlungen für den Umgang von Infektionen in Massenunterkünften des Robert-Koch-Instituts wie des Kompetenznetz Public Health schlichtweg ignoriert.

Medizinische Versorgung und Informationsfluss müssen dringend ausgebaut werden

Am Dienstag hatte der SFR Kontakt mit einer infzierten, bereits isoliert untergebrachten Person aufgenommen. Sie erklärte, sie habe ihr eigenes Testergebnis nie schwarz auf weiß vorgelegt bekommen, es gebe keine medizinische Betreuung, niemand würde mit ihr reden. Auch WLAN sei nicht verfügbar, um mit ihrer Familie und vertrauten Personen Kontakt aufzunehmen. Angesichts dieser misslichen Informations- und Betreuungslage fordert Moser: „Die infizierten Personen müssen umfänglich über ihre aktuelle Situation informiert werden, die Begleitung durch medizinisches Personal muss dringend sichergestellt werden.

Angesichts der sich rapide erhöhenden Infektionszahlen sachsen- und bundesweit bekräftigt der SFR die gemeinsam mit PRO ASYL und den Landesflüchtlingsräten entwickelten Forderungen:

1.) Die Lager in Deutschland müssen aufgelöst werden! Die Landesregierungen müssen jetzt schnell handeln und die langfristige und zukünftige Unterbringung in Wohnungen gewährleisten. Sie dürfen nicht weiter auf Massenunterkünfte setzen. Corona zeigt, der Richtungswechsel hin zu einer menschenwürdigen Unterbringung ist längst überfällig und mittlerweile überlebensnotwendig.

2.) Eine menschenwürdige Aufnahme bedeutet: Apartments, Ferienwohnungen, Hotels und weiterer Leerstand müssen genutzt werden, um das Ansteckungsrisiko zu senken.

3.) Gesundheitskarten sind für alle auszustellen. Das bedeutet, insbesondere für Menschen, die Asylbewerberleistungen beziehen und nicht krankenversichert sind, für Menschen ohne legalen Aufenthaltsstatus sowie für erwerbslose EU-Bürger*innen. Auch sie müssen Zugang zum Gesundheitssystem haben.

Kontakt:
Sächsischer Flüchtlingsrat
-Paula Moser-

Mobil: 0176 427 286 23
Mail: pr@sfrev.de

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