Sechs Monate Job-Turbo für Geflüchtete: Zuviel prekäre Beschäftigung und wenig Praxistraining

Zum Jahreswechsel hat die Bundesagentur für Arbeit den sogenannten Job-Turbo eingeführt. Das Ziel: Die Jobcenter sollen Geflüchtete schneller in Arbeit bringen. Doch der Plan besitzt einige Haken: Weniger Zeit für Deutschkurs und Qualifizierung; weniger Beachtung von persönlichen Berufszielen und vermehrte Vermittlung in Helfertätigkeiten. Dabei belegen Studien, dass die Investition in Vorbildung langfristig zu fachgerechter und besser entlohnter Tätigkeit führt. Arbeitsmarktintegration von Schutzsuchenden läuft immer besser Seit Jahren zieht das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) immer wieder gute Bilanzen über die Arbeitsmarktintegration Geflüchteter in Deutschland. Ende 2023 waren mehr als 20.000 von ihnen auf dem sächsischen Arbeitsmarkt sozialversicherungspflichtig beschäftigt. Zwar

Newsletter 04/24: Wenn die Klagen verstummt werden

aus dem Sachstandsbericht der Stadt Leipzig zum “Beschwerdemanagement für Bewohner*innen von Gemeinschaftsunterkünften für Geflüchtete im Jahr 2022” geht hervor, dass in diesem Jahr nur 47 Beschwerden gemeldet wurden – und dabei handelte es sich noch größtenteils um Beschwerden der Bewohner*innen gegeneinander. Nur in 14 Fällen richteten sich die Beschwerden gegen die Unterbringungsbedingungen und in 7 Fällen gegen die Sozialbetreuung bzw. die Leitung der Unterkunft.
Das Sozialamt Leipzig antwortete (wohl auch mit Blick auf diese Zahlen) auf einen unserer Berichte über Missstände in Unterkünften, dass „der Stadt Leipzig keine Beschwerden vorliegen“. Laut Landesdirektion handelte es sich bei unseren Äußerungen um „unsachliche Pauschalkritik“. Wahrscheinlich hätten wir uns die überschaubare Zahl der Beschwerden ansehen und aufgeklärt seufzen sollen: „Was ich da in den Unterkünften tatsächlich gesehen habe, stimmt einfach nicht!“

Dresdener Gericht urteilt: BAMF muss Asyl-Entscheidungen zu Menschen aus Gaza treffen

Knapp zwei Jahre nach Stellung des Asylantrages eines Palästinensers aus dem Gazastreifen entscheidet das Dresdener Verwaltunsgericht, dass die Bundesbehörde einen Bescheid ausstellen muss. Das BAMF hatte zuvor Entscheidungen von Menschen aus palästinensischen Gebieten im Asylverfahren ausgesetzt und im Fall mehrfach Fristen zur Bearbeitung des Asylantrages überschritten.

Besuch im Camp in Leipzig: eine Tür, ein Dach und ein Kühlschrank

Das Camp am Deutschen Platz in Leipzig, das von der privaten Firma Saxonia Catering betrieben wird und Hunderte von Geflüchteten beherbergt, besteht aus großen Zelten mit Holzböden und provisorischen Zimmern, die durch dünne Holzwände voneinander getrennt sind. Die Zimmer, die mit Etagenbetten für mindestens vier Personen ausgestattet sind, haben keine Türen, sondern Plastikvorhänge. Ein Geflüchteter malte eine Tür auf den Vorhang, aber die Leitung verstand das wohl als Protest und ersetzte den Vorhang sofort durch einen neuen. Die Holzwände der Zimmer reichen nicht bis zum Dach, so dass man nicht nur die Geräusche, sondern auch die Gerüche der Nachbar:innen wahrnimmt. Viele Campbewohner:innen berichten vom gleichen Problem: Es fällt ihnen schwer, ihre Zimmer zu verlassen und nachts zu schlafen, weil sie Angst um ihre Sachen und Angehörigen haben.

Bruder von russischem Dissidenten droht Abschiebung aus Sachsen

Narek Aramian lebt derzeit in Dresden soll aber im Sinne des Dublin-Verfahrens nach Polen abgeschoben werden. Dabei lebt seine gesamte Familie in Deutschland auch sein Bruder Armen Aramian, der Mitbegründer des Mediums „DOXA“. Dieser wurde in Russland unter Hausarrest gesetzt und für die Arbeit als Journalist verurteilt. Eine Rückkehr nach Russland scheint Narek Aramian ebenso unmöglich wie ein erneutes Leben in Polen. Dort erlebte er als russischer Geflüchteter institutionelle wie alltägliche Diskriminierung.

Newsletter 03/24: Unsere Fragen oder die Antworten anderer

An der westafrikanischen Küste gibt es Fischer*innen, die durch die EU-Maßnahmen nicht nur jegliche Lebensgrundlage, sondern auch ihr (mittlerweile leergefischtes) Meer verloren haben. Einige von ihnen haben aus der Erfahrung mit dem Meer ein neues, zeitgemäßes Geschäft gemacht: Vermietung und Verkauf von Booten an Flüchtlinge oder auch als Kapitäne auf der gefährlichen Überfahrt. Denn nicht trotz, sondern gerade wegen des Rohstoffreichtums herrscht in ihren Ländern absolute Armut, sodass ihnen keine andere Wahl bleibt.